Schönste Radroute durchs Weißeritztal nach Dresden
von Anett Lentwojt, 1. März 2018
Wir starten mit einer nostalgischen Fahrt in der ältesten im öffentlichen Betrieb befindlichen Schmalspurbahn durch wunderschöne ursprüngliche Natur. Eine Fahrt mit der Weißeritztalbahn ist wie eine Zeitreise in die Gründerzeit. Bereits seit 1882 dampft die Schmalspurbahn auf 750 mm Spurweite und gilt wegen ihrer landschaftlichen Vielfalt als eine schönsten Eisenbahnstrecken in Europa. Sie bringt uns vom S-Bahnhof Freital-Hainsberg nach Malter. Hier fließt die Weißeritz. Bei der Jahrhundertflut 2002 lehrte uns die Weißeritz das Fürchten. Sie gilt als gefährlichster Fluss Sachsens mit der höchsten Fließgeschwindigkeit. Binnen weniger Stunden riss sie Bahngleise mit sich und entkernte den Dresdner Hauptbahnhof und flutete den Zwinger. Heute folgen wir ihrem Lauf mit dem Fahrrad bis nach Dresden.
Teil 2: Schönste Radroute durch das wildes Tal der Weißeritz nach Dresden
Station 1: Talsperre Malter - Energie-Erlebnispfad
Malter ist heute ein Erholungsort. Vom Bahnhof gelangen wir zur Staumauer der Talsperre Malter und überqueren die Dammkrone. Die 84 ha große Wasserfläche ist für den Bade- und Bootsverkehr freigegeben. 1913 wurde die 193m lange und 26m hohe Staumauer für den Hochwasserschutz gebaut. Zwei dicke Stahlrohre durchqueren die Mauer, das eine speist das Kraftwerk, das andere dient als Grundablass. Wir biegen auf den Energie-Erlebnispfad ein, der uns durch den Rabenauer Grund begleitet. Geschätzt wird der Stausee bei Anglern. Von ihnen wird er als "Hechtwasser" bezeichnet, die hier zahlreich im Wasser vorkommen. In einem alten Wanderführer steht, dass 1952 ein 16 kg schwerer und 130 cm langer Hecht geangelt wurde.
Station 2: Historisches Gasthaus Rabenauer Mühle
Der Rabenauer Grund erinnert an Schillers "Die Räuber". Die Felsen ragen steil auf, bis fast ans Ufer des Flusses. Das Tal windet sich in engen Kurven wildromantisch am schäumenden Fluss entlang bis zur Rabenauer Mühle. Sie wurde 1235 erstmals urkundlich als Großmühle erwähnt. Sie gehörte zur hiesigen Burg und später zum kurfürstlichen Besitz. Um 1830 erhielt die Rabenauer Mühle das Schankrecht. 1869 brannte die Mühle ab und wurde als Gastwirtschaft und Holzschleiferei im Schweizer Stil wieder aufgebaut.1990 übernahm Fam. Schumann die Rabenauer Mühle in ihren Besitz und baute Sie zum Hotel aus. 1856 feierte hier der Maler Ludwig Richter die Hochzeit seiner Tochter Helene. Später verewigte er den Rabenauer Grund auf einem Gemälde. Wer sein Scetchbook zuhause hat, fotografiert. Ein wunderschönes Fotomotiv ist die qualmende und fauchende Weißeritztalbahn, die sich durch das enge Erosionstal schlängelt.
Station 3: Bergbaurevier Freital und Plauenscher Grund
Wir gelangen in die Große Kreisstadt Freital. Als weithin sichtbare Landmarke erhebt sich der Windberg rund 100 Meter über das Weißeritztal. Die Geschichte des heutigen Freitals ist eng mit der Geschichte des Steinkohlenbergbaus im Döhlener Becken, dem jetzigen Freitaler Gebiet, verbunden. Erste Erwähnungen dazu gab es 1542. Mit der Erschließung der Steinkohlereviers, entstanden die Eisenhütten. Bis heute existiert das Edelstahlwerk Freital. Der Aufschwung war so gewaltig, dass der Steinkohlenabbau des Plauenschen Grundes mehrere Jahrzehnte, etwa bis in die 1870er Jahre, in technischer und organisatorischer Hinsicht an der Spitze in Deutschland stehen konnte. Daraus folgten viele technische Neuerungen und bahnbrechende Erfindungen. Von weltweiter Bedeutung war und ist die 1810 von Ernst Friedrich Wilhelm Lindig erfundene nasse Kohlenaufbereitung (Kohlenwäsche). Um die technisch bedingten großen Wassermengen aus den Gruben herauszubekommen, mussten Wasserbauwerke geschaffen werden. Am 2. August 1869 ereignete sich eine Schlagwetterexplosion, bei der 276 Bergleute umkamen. Am Segen-Gottes-Schacht nahe dem Windberg erinnert daran ein Denkmal. Wir fahren auf Seitenstraßen, entlang der Dresdner Straße, dem lang gestreckten Zentrum Freitals. Hier finden sich vor allem in Potschappel Gründerzeithäuser.
Station 4: Weißeritzgrünstreifen und Bienertmühle
Nach der Wende schlossen viele Industriebetriebe. Die verfallenen Fabriken strahlen heute einen morbiden Charme aus. Entlang der Weißeritz legte die Stadt Dresden den Weißeritzgrünstreifen an. Er beginnt am Eiswurmlager. Der Brauerei Felsenkeller. Hier befand sich das Bierlager der Dresdner Brauerei. Heute ist es ein Gewerbegebiet, mit vielen neu gegründeten Untermehmen. Wir fahren durch den Wald und folgen dem schmalen Weg bis zur Bienertmühle. Dass es im Dorf Plauen bei Dresden eine Mahlmühle für Getreide gab, ist seit 1366 belegt. Der sächsische Kurfürst August kaufte 1568 die Walkmühle, um sie zu einer Getreidemühle umbauen zu lassen. Der Name geht auf Traugott Bienert zurück, der diese Mühle kaufte und ein großer Mäzen der Stadt war. Bis zur Enteignung 1972 befand sich die Getreidemühle und Brotfabrik in Familienbesitz. Ein Brand 1990 zerstörte die Mühle. 2006 eröffnete hier das Dresdner Mühlenmuseum mit einem Hofladen und Cafe. Der Weißeritzgrünstreifen führt uns am DREWAG-Gelände vorbei, Lehrtafeln erklären den alten Kohleverladeplatz und entspannt radeln wir mitten ins Stadtzentrum.
Station 5: Dresdner Zwinger im Stadtzentrum
Der Zwinger ist die Endstation. 2002 überflutete die Weißeritz das historische Festgelände. Die Flutlinie lässt sich leicht erkennen, wenn man die Lampen an den Brunnenanlagen betrachtet. Die Oberkante der Glasscheiben markiert die Flutlinie. Seit dem wurden viele Investitionen in modernen Flutschutz investiert.
Wer mehr erfahren will, kann diese Radtour auch buchen oder begleitet uns auf die Stadtführungen mit dem Fahrrad.
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(vom 25. Juni 2018)