Macht und Mode im Dresdner Residenzschloss
von Anett Lentwojt, 7. April 2017
Endlich ist der Renaissanceflügel im Schloss fertig gestellt. Die Stadtführung Dresden Altstadt wird um einiges interessanter. Gestern durfte ich auf meinem Stadtrundgang in der Altstadt schon einmal einen Blick in den neuen Abschnitt im Schloss werfen. Über die Englische Treppe im ersten Obergeschoss, gelangt man in die neue Ausstellung „Macht und Mode“. Damit erweitert sich die Ausstellungsfläche im Schloss um weitere 1.113 qm. Der Wiederaufbau des Schlosses, als neues Museumszentrum ist jetzt zu 2/3 fertig gestellt.
Gestaltet wurden die Räume vom Dresdner Architekt Peter Kulka. Die Ausstellungskonzeption wurde modern gestaltet. Die ersten Zimmer interpretieren eine Renaissancedecke neu. In ihr versteckt sich das Lichtkonzept. Die Wände sind nur teilweise verputzt, weisen Spuren früherer Nutzungen und Kriegsschäden auf. Deutlich im Inneren, ist der ehemalige Abbruch des Flügels zu DDR-Zeiten, als Riss im Mauerwerk zu sehen. Dieser musste damals aus technologischen Gründen erfolgen. Die entspiegeltenVitrinen sind so positioniert, dass es schöne Sichtachsen durch die Räume gibt. In den riesigen Vitrinen werden die schönsten Renaissancebestände der Rüstkammer, wie Prunkwaffen, Fürstenbildnisse und Prunkkleider aus dem Besitz der Kurfüsten von Sachsen gezeigt. Die originalen Objekte sind lebendig und imposant ausgestellt und illustrieren die Geschichte von damals.
Die Sammlung gibt einen neuen Blick auf Dresden als Renaissancestadt frei. Mit Erhalt der Kurfürstenwürde durch Moritz 1485 wurde Dresden bedeutendes politisches Machtzentrum im Hl. Römischen Reich Deutscher Nation. Das musste nach außen und am Hof gespiegelt werden. Das Residenzschloss wurde ausgebaut, erhielt moderne Renaissancefassaden. Die Fürsten und ihr Hofstaat trugen Haute Couture. Diese historischen Gewänder waren schon damals so wertvoll, dass Kurfürst August von Sachsen (1526-1586) seine Garderobe und die seines älteren Bruders Moritz (1521-1553) inventarisieren lies und fügte sie somit dem sächsischen Staatsschatz hinzu. Alle folgenden Generationen taten es ihm gleich. Somit wuchs der historische Kostümbestand über Generationen. Ziel war nicht, den Modegeschmack der Zeit festzuhalten, sondern die dynastische Geschichtsschreibung zu ergänzen. Aufgehoben wurden nur Gewänder, die zu bestimmten Anlässen, wie Hochzeiten, Taufen oder Kaiserbesuchen getragen wurden.
Die Gewänder waren wunderbar, die Zeit war schrecklich. Die Objekte faszinieren durch reine Schönheit und sind gleichzeitig Zeitzeugen. Am imposantesten fand ich das Landschaftskleid des Kurfürsten Johann Georg I von Sachsen (1585-1656). Dieser riesige kreisrunde Mantel aus italienischem Stoff zeigt die Elblandschaft mit Schiffen, Flussungeheuern, Jagdszenen und Dörfern am Flussufer. Die Stadtansicht von Dresden im 16. Jahrhundert ist so filigran gestickt, dass man sogar die Kanonen auf der Festungsmauer erkennen kann.
Diese Garderobe hat großen materiellen und künstlerischen Wert. Sie ist die oberste Liga der Mode der Zeit. Bei der Erforschung der Kleidungsstücke wurde die internationale Zusammenarbeit und der Welthandel deutlich. Farbe aus Brasilholz, Seide aus China, Schnittmuster aus Italien und Spanien, Stickereien aus Sachsen wurden zusammengefügt. Die Erfinder der Entwürfe sind namenlos. Ohne internationalen Innovationsaustausch und offene Handelsbeziehungen wären diese Ausstellungsstücke undenkbar.
Wer heute solch ein Kleid nachschneidern möchte, der kann das Schnittmuster bei den Staatlichen Kunstsammlungen erwerben.
Die Ausstellung „Macht und Mode“ eröffnet am 9. April 2017 besteht aus den Teilen „Auf dem Weg zur Kurfürstenmacht“ und „Kurfürstliche Garderobe“
Das Sonderticket nur am Eröffnungswochenende (6,00 €, Kinder frei) gilt für den neuen Ausstellungsteil, sonst ist die Dauerausstellung Teil des Schlosstickets.
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