Kunst zur blauen Stunde - 10 Jahre Grünes Gewölbe
von Anett Lentwojt, 8. Juli 2016
Es ist schon wieder 10 Jahre her, als das Historische Grüne Gewölbe im Residenzschloss seine Pforten öffnete. Damals war der Andrang in die Ausstellung so groß, dass man Monate vorher Karten reservieren musste. Bis heute fragen mich Gäste, ob Sie spontan in die Ausstellung kommen. Der große Run ist vorbei, doch es ist immer noch eine Ausstellung von Weltrang.
Zum Jubiläum gibt es Sonderöffnungszeiten: Ab 08. Juli 2016 bis zum Jahresende öffnet das Museum zusätzlich freitags von 18 bis 20 Uhr. Die Tickets kosten nur noch 15,00 € für beide Ausstellungen inklusive einer Führung durch das Neue Grüne Gewölbe.
Was ist das Grüne Gewölbe?
Das Grüne Gewölbe ist die Schatzkammer der Wettiner und schon über 450 Jahre alt. Kurfürst Moritz richtete im 16. Jahrhundert eine Kunstkammer ein, zur Verwahrung der Schätze. Vorerst war diese noch nicht öffentlich zugänglich. Einer der Räume im Schloss hatte Säulen mit grün bemalten Kapitellen. Im saloppen Umgangston vom Schloss, nannte man diesen Saal das Grüne Gewölbe.
Was macht das Grüne Gewölbe so außergewöhnlich?
Im 18. Jahrhundert baute August der Starke das Grüne Gewölbe zu einer barocken Schatzkammer um und zeigte der Welt, wie reich er ist. 1723 bis 1725 baute er den Pretiosensaal und das Eck-Kabinett. Pretiosen sind besonders schöne und kostbare Schmuckstücke. Er öffnete die Kunstsammlung für die Öffentlichkeit. Es entstand eines der ersten Museen Europas! Das kam gut an! Er erweiterte bis 1729 die Ausstellung um weitere fünf Räume. Das Interessante daran ist die Kombination aus Raum und Kunstwerk. Als Architekt beauftragte August der Starke den Zwingerarchitekten Matthias Daniel Pöppelmann. Die Innenausstattung entwarf der Generalinspekteur der sächsischen Kunstsammlungen Raymond Leplat. Bis heute sind die Räume des historischen grünen Gewölbes so zu sehen, wie sie ursprünglich gestaltet wurden. Man schlendert von Raum zu Raum und der Wow-Effekt steigert sich!
Warum gibt es zwei Grüne Gewölbe?
Die Kurfürsten und Könige von Sachsen sammelten über 800 Jahre Kunst. Insgesamt umfasst die Sammlung über 4000 Exemplare. In den Museen können nur die besten Stücke gezeigt werden. Nach dem zweiten Weltkrieg wurde das Schloss wieder aufgebaut. Und jetzt bot sich die Möglichkeit, die Räume für die Schatzkammer um eine ganze Ausstellung zu erweitern. 2004 eröffnete das Neue Grüne Gewölbe im 1. Stock. Hier werden 1100 außergewöhnliche Kunstwerke in superentspiegelten Vitrinen gezeigt. 2006 kamen weitere 2000 qm für 3000 Kunstwerke dazu. Die Räume des Historischen Grünen Gewölbes eröffneten.
Was sehe ich im Historischen Grünen Gewölbe?
"Diamonds are the girl's best friend" Hier genießt man das Ambiente! Die Kunstwerke stehen frei im Raum und nicht hinter Glas. Deshalb wird das Museum durch eine Luftschleuse betreten. Es sind zehn Ausstellungsräume. Diese sind nach alten Plänen aus dem 18. Jahrhundert rekonstruiert. Für die Rekontruktion der Ausstellungsräume, mussten historische Gewerke, wie die Quecksilberspiegelgießerei wiederbelebt werden.
Die Ausstellung ist sehr facettenreich. Gleich im ersten Raum, dem Luther-Kabinett ist neben dem Siegel-Ring Martin Luthers, eine Taschen-Bibel und die Trinkschale Iwan des Schrecklichen ausgestellt. Es gibt das Bernstein-Kabinett, Elfenbein-, Weißsilber- und das Silbervergoldete Zimmer. Im Pretiosensaal sieht man die wundervollen Quecksilberspiegel. Es folgen Wappen-, Juwelen- und Bronzezimmer und den Abschluss bildet der Raum mit den Renaissancebronzen.
Das bekannteste Ausstellungsstück ist der "Mohr mit der Smaragdstufe" Die Figur stellt einen Afrikaner dar, der eigentlich ein Indianer sein soll. In der Hand trägt er eine Smaragdstufe aus Kolumbien. August der Starke ließ den Mohr 1724 von Balthasar Permoser anfertigen und die Figur zusätzlich mit weiteren Edelsteinen verschönern.
Was sehe ich im Neuen Grünen Gewölbe?
Die Räume sind smart in edelgrau gestaltet, ganz nach Kulkaischer Lesart. Es sind zwölf moderne Ausstellungsräume. Reist man mit Kindern, empfehle ich dieses Gewölbe zuerst anzuschauen. Hier sind die interessanteren Ausstellungsstücke. Der Kirschkern mit 185 geschnitzten Einzelgesichtern ist einzigartig auf der Welt. Es wurde eine Lupe davor gebaut, damit die mehrheitlich nicht überscharf-sehende Bevölkerung die Köpfe auch erkennen kann. Dem Hofjuwelier und Goldschmiedemeister von August dem Starken Johann Melchios Dinglinger ist ein ganzer Raum gewidmet. Der Hofstaat zu Delhi am Geburtstag des Großmoguls Aurangzeb bleibt jedem Besucher in Erinnerung. Jede Figur ist hier aus Gold, Silber und Edelsteinen angefertigt. Der größte Grüne Diamant der Welt hat 41 Karat und ist in eine Hutagraffe eingearbeitet. Er bildet im Watzdorf-Kabinett den Abschluss des Rundgangs.
Ich möchte mehr erfahren über die Ausstellungen und das Schloss
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