Eine Stadt für die Streetart-Kunst gebaut - Magic City
von Anett Lentwojt, 30. September 2016
Eine der dichtesten Urban Art Ausstellungen hat am 1. Oktober 2016 Weltpremiere in Dresden. Für die Streetart wurde eigens eine Stadt in die alte Fabrikhalle der Zeitenströmung gebaut. Auf 2500 qm durften 40 international bekannte Künstler vier Wochen ihr Können unter Beweis stellen. Das Ergebnis ist eine beeindruckende Vielfalt der Streetart Styles auf engstem Raum. Bis auf wenige Leihgaben gibt es keine vorgefertigte Kunst.
Magic City - die Streetart Stadt
Die quietschgelb gestrichene Eingangshalle lässt den Besucher sofort wach werden. Von der Decke baumeln über Seile gehängte Turnschuhe. Jeder Besucher erhält am Eingang einen gefalteten Stadtplan. Erst jetzt begreift man richtig, dass hier wirklich eine Stadt mit verschiedenen öffentlichen Räumen nachgebaut wurde.
Der erste Raum ist stockdunkel. Es ist, als ob man ein Museum betritt. An der Wand riesige Videointallationen. Hier präsentiert das Team AKRYLONUMÉRIK Laser-Graffiti. Ähnlich wie bei einem Fotobearbeitungsprogramm kann der Besucher mithilfe einer Fernsteuerung Motive auswählen, die er gern in den vorhandenen Film einbauen möchte. Mithilfe einer Laserlampe fügt er das Motiv in des Video ein und kreiert sein eigenes Streetart-Motiv.
Durch Gassen bis zur Plaza
Von den Straßen gehen offene Räume ab. Hinter jeder Wand verbirgt sich ein Kunstwerk. Die Ausstellung ist für ein breites Publikum konzipert. Wie alle Veranstaltungen von SC Semmel Concerts. Die Räume sind versehen mit kleinen Erklärungstexten. Die Galerie widmet sich den Ursprüngen der Streetart vor 40 Jahren. Henry Chalfant und Martha Cooper fotografierten als eine der ersten die bemalten Züge in New York und veröffentlichten Bücher über die Subway Art und machten Graffiti zu einer neuen Kunstrichtung. In einer großen Anzahl Dioramen wurden diese Züge als Modelle nachgestaltet. Hier hüpft auch das Herz eines Eisenbahners höher.
An der Plaza angekommen, fallen die Stromkästen auf. Kid's Trail nennen die Veranstalter diesen speziellen Rundgang. Beklebte, mit Löchern versehene Stromkästen stehen überall herum. Es lohnt sich auch als Erwachsener niederzuknien und durch die Gucklöcher zu schauen. Miniaturbilder geben sehr witzige Einblicke.
Details Details Details
Mir sind die zahlreichen liebevollen Details ins Auge gefallen. Gleich auf der Straße draußen vor der Ausstellung sind die Verkehrszeichen der Landeshauptstadt neu definiert worden. Im Inneren finden sich eine beklebte Ampel, kleine Comics an den nachgebauten Regenrinnen, schlecht gestrichene Fallrohre, gerade so, wie man sie in der Stadt findet, sogar der Zebrastreifen ist gestaltet. Interessant ist das Spiel mit Höhen und Tiefen im Raum. Der Hinweg und der Rückweg geben vollkommen neue Einblicke. Verweilt man länger in der Ausstellung, fällt das ausgeklügelte Soundkonzept auf. Vor fast jedem Bild ist ein eigener Sound kreiert, oft Geräusche aus der Stadt, es kann plötzlich regnen in der Stadt.
Cafe, Cinema und Shopping
Der hintere Teil bietet ein Chillout Area mit Liegestühlen zum entspannten. Es werden verschiedene Filme zur Thematik gezeigt. Das Cafe bietet kleine Snacks und Getränke. Der Ausstellungsshop ist von Studenten entworfen worden. Die Aufgabe lautete, wie sieht der idealte Urban Art Museumsshop aus? Heraus kam jede Menge Zeichenutensilien, T-Shirts und Fachliteratur zum Thema.
Meine Favoriten
Es fällt mir schwer aus den verschiedenen Kunstwerken meinen Favoriten zu erwählen. Auf Anhieb fällt mir WENU ein. An diesem Bild verbrachte ich die meiste Zeit. WENU ist eine Crew aus vier Personen aus Hongkong und Berlin. Sie zeichneten in nur einer Woche ein 4m*5m großes Wimmelbild mit Stadtszenen an die Wand. Je länger man davor steht, umso mehr entdeckt man die sehr witzigen Kleinigkeiten.
Den für mich lustigsten Teil liefert ASBESTOS mit seiner Posterkunst. Er sah im Stadtraum die vielen Verlustanzeigen von Katzen, Hunden, Schals, Schlüssel etc., heraus stach ihm ein sehr liebevoll gestaltetes Poster einer Harley Davidson. Diese Anzeige nahm er zum Anlass und malte selbst Anzeigenposter mit Dingen die er verloren hat: "Den Schwung für den Tag" - als Bild dazu eine Kaffeekanne. Hunderte dieser Zettel kleben an der Straße. Es würde mich wundern, wenn das in Dresden keine Nachahmer findet.
"Der Traum einer Fischersfrau", eine Geschichte von 1814 aus Japan inspirierte AIKO zu ihrer Arbeit. Sie baute einen Rotlichtbezirk auf. Sie mixt Siebdruck, Schablonenkunst, Pinsel und Sprayfarbe zu einer pornografischen Collage. Der Oktopus, der die Frau umschließt, fiel mir erst auf den zweiten Blick auf.
Ebenfalls auf den zweiten Blick sah ich das Werk der Hallenserin MADC, ein Mosaik aus 56.000 Spraydosenköpfen.
Leon Keers (NL) Bilder kommen erst zur Geltung, wenn man auf dem richtigen Fotopoint steht. Dann wird die Illusionskunst erst richtig sichtbar. Für mich, hat er sich selbst in den Automaten gestellt.
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