Sensationsfund in der Porzellansammlung
von Anett Lentwojt, 12. Februar 2021
Eine unscheinbare runde Schale aus dem Depot wertet die gesamte Porzellansammlung um mehrere Millionen auf. Die Porzellansammlung der SKD ist in Besitz einer äußerst seltenen chinesischen Ru-Schale. Im Rahmen eines Forschungsprojektes wurde der historische Bestand ostasiatischer Porzellane neu untersucht. Zuerst wurden Mitarbeiter*innen des Palastmuseums in Beijing auf ein "koreanisches Ausstellungsstück" aufmerksam und wiesen auf die Möglichkeit hin, dass es sich bei der Schale aus Dresden um ein Ru-Stück handeln könnte. Die weltweit anerkannte Expertin für chinesische Keramik Regina Krahl untersuchte das Schälchen genauer.
Die Wissenschaftlerin wurde bei einem Besuch in Dresden Anfang 2020 im Depot auf dieses auf den ersten Blick eher unscheinbare Stück aufmerksam, dessen betont schlichte Eleganz und Schönheit in der Qualität der Ausführung, der Intensität der Farbe und dem Glanz der Glasur liegt. Bei dem Objekt handelt es sich um eine flache Schale mit einem Durchmesser von 13 Zentimetern, welche wahrscheinlich zum Waschen von Pinseln hergestellt wurde. Sie hat einen geraden Rand und steht auf einem schmalen, nach außen gebogenen Fuß. Die Schale hat eine zurückgenommene blaugrüne Glasur mit dem für Ru-Keramiken typischen Krakelee, ein Muster, welches an gesplittertes Eis erinnert. Die Schale stammt nicht, wie bisher angenommen, aus Korea, sondern aus der Nördlichen Song-Dynastie (960-1127) in China. Die Versteigerung einer vergleichbaren Schale hatte 2017 bei Sotheby’s 37,7 Millionen Dollar erbracht.
Julia Weber, die Direktorin der Porzellansammlung freut sich sehr.
„Wir wussten natürlich, dass die Dresdner Porzellansammlung kostbare und teils auch noch wenig bekannte Schätze birgt. Dass sich darunter aber eine der sagenumwobenen Ru-Keramiken befindet, ist eine echte Sensation. Das Schälchen gehört zu den allerersten Keramiken, die vor mehr als 900 Jahren exklusiv für den chinesischen Kaiserhof entstanden. Da Invasoren wenig später die Song-Dynastie in den Süden Chinas vertrieben, wurden die Ru-Keramiken schon unmittelbar nach ihrer Entstehung zu einem mythisch aufgeladenen Andenken an die eine idealisierte verlorene Vergangenheit. Bis heute gelten sie als Ikonen der chinesischen Kultur, die aber aufgrund ihrer großen Seltenheit nur wenige im Original bestaunen oder gar ihr Eigen nennen können. Das geschichtsträchtige Schälchen passt ganz wunderbar nach Dresden, wo August der Starke die größte Sammlung chinesischen Porzellans außerhalb Asiens zusammentrug.”
Diese Beiträge von Kennst-Du-Dresden könnten Sie auch interessieren:
-
(vom 3. März 2021)
-
(vom 9. März 2021)
-
(vom 11. März 2021)